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Gewalterleben gilt als wichtiger Risikofaktor für die psychische Gesundheit von Menschen aller Altersgruppen – ältere Personen sind besonders verletzlich. Drei Fachorganisationen haben sich deshalb über die Sprachgrenzen hinweg zur nationalen Plattform «Alter ohne Gewalt» zusammengeschlossen. Über 0848 00 13 13 werden seit 2019 Informationen und Beratung vermittelt.

Gewalterfahrung kann krank machen – ein Leben ohne Gewalt gilt deshalb als wichtiger Schutzfaktor für die psychische Gesundheit älterer Menschen (Gesundheitsförderung Schweiz [1]). Die Thematisierung von Gewalt im Alter sollte so früh wie möglich ansetzen und Teil der Gesundheitsförderung im Alter sein.

Das eidgenössische Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann zählt die Gewalt in Betagtenbeziehungen zu den wichtigen Beziehungskonstellationen bei häuslicher Gewalt [2]. Typischerweise besteht zwischen gewaltausübender Person und Opfer eine emotionale Bindung und ein Machtgefälle. Gewalt kann auf der körperlichen, psychischen oder auch sozialen und ökonomischen Ebene angedroht oder ausgeübt werden, wobei psychische Gewalt häufiger als körperliche Gewalt vorkommt. Soziale Gewalt umfasst Einschränkungen wie Bevormundung, Verbot oder strenge Kontrolle von Familien- und Aussenkontakten oder Einsperren. Weitere Misshandlungsformen sind aktive (bewusste und passive, unbewusste) Vernachlässigung. Viele Betroffene behalten Vorfälle aus Scham für sich und leiden unter Schuldgefühlen, was die Spirale der psychischen Belastung zusätzlich ankurbelt.

Dass Gewalt auch in Betreuungssituationen vorkommt, macht speziell betroffen. Aggression und Gewalt kann dabei sowohl von der betreuenden als auch von der unterstützten Person ausgehen.
Die Akteure der Gesundheitsförderung im Alter können einen wichtigen Beitrag zur Öffentlichkeitsarbeit und Sensibilisierung im Themenbereich Alter und Gewalt leisten. Dabei sollte der Fokus auf dem Abbau von Tabus und dem Aufzeigen von lösungs- und ressourcenorientierten, präventiven Ansätzen liegen. Denn speziell die Thematisierung von Gewalt im Zusammenhang mit betreuenden Angehörigen birgt ein hohes Stigmatisierungspotential. Sowohl Betroffene als auch die Gesellschaft sollten erkennen, dass sozialer Rückzug, depressive Verstimmungen, Aggressionen und ablehnende Gefühle von älteren Menschen als Signal der Seele zu verstehen sind.

Dabei erhalten Akteure, Betroffene und deren Familien Unterstützung von Fachorganisationen in den verschiedenen Sprachregionen: der Unabhängigen Beschwerdestelle für das Alter – UBA (in der Deutschschweiz), der Vereinigung für die Prävention von Gewalt gegen ältere Personen «alter ego» (in der Französischen Schweiz), sowie der Pro Senectute Ticino e Moesano (in der Italienischen Schweiz). Sie alle bieten Informationen und Beratung zu Konfliktsituationen im Alter an. 2019 haben sich diese drei Trägerorganisationen zur nationalen Anlaufstelle «Plattform Alter ohne Gewalt» zusammengeschlossen. Über die Hotline mit der Telefonnummer 0848 00 13 13 werden Anrufende bei Fragen zu Gewalt im Alter direkt zu den regionalen Kompetenzzentren geschaltet.

Nutzen Sie dieses Angebot, um auch auf der Ebene der Sekundär- und Tertiärprävention mit der nötigen Sensibilität und Professionalität einzugreifen!

Weiterführende Informationen:

   
Referenzen:

[1]    Gesundheitsförderung Schweiz, »Psychische Gesundheit über die Lebensspanne - Grundlagenbericht,” 2016

[2]    Eidgenössiches Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann, »Definition , Formen und Folgen häuslicher Gewalt,” 2017.